
31. Juli 2025
Heute vor acht Jahren sah ich Simon und Leonie das letzte mal und hielt beide in meinen Armen.
Ich spürte und hörte ihren Herzschlag als EINEN.
„Ein Herz und eine Seele“, dachte ich damals voller Erstaunen, als sie in ihrem T 4 abfuhren.
Das war ihr Geschenk an mich in diesem letzten Moment mit uns in ihrem Leben.
In drei Tagen ist der achte Todestag.
Das erste Jahr ohne sie luden wir zu einem Gedenk-Wochenende ein, dem über einhundert Menschen folgten. In diesen vier Tage erlebten wir ganz individuell eine tiefe Verbundenheit, Innigkeit, Freude und Trauer. Es war eine Nähe und Präsenz zwischen den Lebenden und Verstorbenen zu spüren, die für mich immer noch das größte Geschenk in diesen 8 Jahren war, auf dass ich voll Dankbarkeit und Wehmut zurückschaue.
Danach brachen fast alle Kontakte ab.
Jahrelang habe ich mich bemüht, unsere Freundschaften und ebenso die von Leonies und Simons Seite wieder aufleben zu lassen. Für mich ist es, als wäre alles wie ein defektes U-Boot in den Tiefen des Meeres versunken.
Der Tod selbst, das Endgültige und Ewige, das Unwiederbringliche, ist für mich nach dieser Zeit immer noch genau so wie zu Beginn, als wir von ihrem Absturz erfahren haben.
Ein Geschenk an mein Leben als Seele in diesem Körper, eine Seelen-Absprache, um zu lernen, zu wachsen, zu dienen, zu vergeben, meine Selbstliebe und Klarheit zu potenzieren, Güte, Würde, Mitgefühl und Liebe über alle Maßen, Liebe über Zeit & Raum zu praktizieren.
Liebe, die an Tiefe ganz gewiss ein vielfaches mehr an Selbstlosigkeit und Bedingungslosigkeit durch mich durchscheinen und mich selbst wachsen lässt.
Es sind diese Welten, das Irdische und Geistige, in denen ich mich hin- und herbewege. Mal fühlt sich an, als hätte ich sie gestern noch gerochen, gesehen, gespürt und berührt. Dann ist dieses erfahren, in meinem Körper älter werden, dieses ‘schon 7 Jahre her‘, ‘schon acht Jahre‘, seit sie in eine andere Dimension, in eine Geistige Welt schwebten.
Die Gewissheit, wann immer ich möchte, in ihre Nähe reisen zu können, ihre Präsenz zu spüren und manchmal eine Ahnung zu bekommen, was für wichtige „überirdische“ Aufgaben sie bewältigen, oft für uns als Menschheit, dass es liebevoll und friedfertig hier auf dieser kleinen, schönen Erde weitergehen kann mit all dem Lebendigen.
Ihr irdischer Tod ist und bleibt ein Mysterium, das ich in mir trage. Ein Wunder, ein Geheimnis und eine Wunde.
Ihr Tod hat zu einer Wunde bei mir geführt. Ich sage nicht mal, dass die Wunde IN mir ist. Weil ich es nicht weiß. Deswegen sage ich BEI mir.
Diese Wunde ist bei uns allen.
Bei ihrem Papa, bei jedem ihrer Brüder. Bei jeder ihrer Freundinnen. Und bei vielen, die ich nicht mal kenne.
Die Wunde wird, wie alle Wunden, heilen, in dem Sinne, dass sich Wunden schließen und eine Narbe zurücklasse. Sichtbar oder kaum sichtbar. Manchmal brechen Wunden auf. Manchmal eitern sie, manchmal wird es sogar ernst, sprich gefährlich mit Wunden. Dann wird auch mal operiert. Manche Wunden führen zum Tod.
Diese Wunde, ja, wie ist denn diese Wunde für mich??
Diese Wunde gehört zu mir. Ich werde niemals mehr ohne diese Wunde als Körper sein.
Ich lebe mit dieser Wunde.
Diese Wunde ist manchmal eine stille, kleine, schöne Macht, manchmal eine wilde, fauchende, ungestüme Wildkatze.
Die Wunde hat mir einiges an Erkenntnis gebracht. Mich gelehrt, geschult, mich geprüft, mich gefordert. Auch gefördert und wach gehalten.
Sie hat weh getan, manchmal so sehr, dass es kaum zum aushalten war.
Manchmal war es eine tagelange, schleichende, undefinierbare, dunkle, von innen her nagende Zeit.
Diese Wunde hat nicht mal einen bestimmten Platz. Sie wandert.
Sie sucht und findet Areale meines Menschseins und sogar undefinierbare Sphären, von denen ich nicht wusste, dass sie zu mir gehören.
Die Wunde ist weise, intelligent und hat ein Eigenleben.
Und ich weiß, sie ist aus einem guten Grund bei mir.
Sie ist Weiblich. Das tut mir schon mal gut, weil ich das Weibliche liebe und schon lange erforsche. Und sie ist ein Wunder an Möglichkeiten meiner Forschungen. Es macht mir sogar Spaß sie zu studieren. Vielleicht ist es auch ein Spiel zwischen uns.
Vielleicht habe ich noch eine gewisse Zeit, in der ich diese Wunde tiefer erkunden werde. Und wenn nicht, da ich es nicht weiß, dann gibt es für diese Erfahrung ein Ende.
Ob diese Wunde mit meiner Seele in das Geistige Feld gehen wird, wenn ich meinen Körper ablege?
Keine Ahnung.
Es ist nicht wichtig eine Antwort zu haben.
Wunde ist bei mir.
Tod ist bei mir.
Leben ist in mir.
Freude ist in mir.
Tod ist bei mir, weil es ja mein tägliches Beschäftigen damit ist.
Tod ist ein lebenslanges Thema, das wir als Menschen und als Teil von Mutter Erde und Natur auf persönlicher und kollektiver Ebene erleben. Leben und Tod, zwei Dimensionen, die untrennbar zusammengehören.
Wir können es einbeziehen oder wegschauen. Wir können fühlen oder verleugnen. Können durch den Schmerz gehen oder uns ablenken und betäuben. Wir können in die Liebe oder in die Ohnmacht gehen. In der Ohnmacht, im Opfergefühl ist kaum Raum für Liebe, Schönheit, Natur oder Dankbarkeit.
Ich habe beides in den vergangenen Jahren kennengelernt.
Als Betroffene, als trauernde Mutter.
Mein Leben geht weiter.
Es geht weiter mit Leben und Sein und Lieben und Gefühle haben.
Es geht weiter mit Wunde und Wundern.
Es geht weiter mit dem achten Todestag, der schon auch ein besonderer Tag bleiben wird.
Mögen wir alle wissen, dass wir alle Wunden bei uns tragen.
Und Wunder immer wieder in unserem Leben vorkommen.
Mögen wir Mitgefühl haben.
NAMASTÉ ~ MITAKUYE OYASIN
Namastè: Ich grüße, ehre und segne das ewig Göttliche in jedem Wesen
Mitakuye Oyasin:
"Alle meine Verwandten" oder
"Wir sind alle miteinander verbunden" oder
"Alles ist eins und alles ist göttlich und heilig"
"Mitakuye Oyasin" drückt eine Haltung der Einheit und des Respekts gegenüber allem Leben aus, einschließlich Menschen, Tieren, Pflanzen, der Erde als unsere Mutter und dem gesamten Universum. Es ist ein Gebet und eine Erinnerung daran, dass alles miteinander verbunden ist und dass das Wohlergehen des Einzelnen mit dem Wohlergehen des Ganzen zusammenhängt.
Hier eine Version des Mitakuye Oyasin:
https://www.youtube.com/watch?v=9MKasHOep2w